Zugegeben, eine Kamera hat recht wenig mit dem zu tun, was wir als project office 4 finance bei unseren Kunden regelmäßig tun. Doch die Fotoindustrie ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Künstliche Intelligenz (KI) sukzessive in Standardprozesse einbinden lässt.
Unter diesem Aspekt haben wir uns das neue Flagschiff-Modell aus dem Hause Canon einmal näher angeschaut. Wer sich mit der Fotografie ein wenig beschäftigt, der weiß genau, dass spätestens seit der Photokina nicht nur alle namhaften Kamerahersteller auf spiegellose Systeme umgestellt haben, sondern der weiß auch, dass die KI Einzug in die Kameratechnik hält.
2018 wurde im Hinblick auf den Autofokus die automatische Motiverkennung und -verfolgung mit neuen technischen Möglichkeiten kombiniert. Man könnte sagen, dass es „Rezepte“ sind, die auf der Kameraplatine vorliegen und per Firmware aktualisiert werden können. Diese Rezepte waren zu Beginn vor allem auf die Peoplefotografie hin ausgerichtet.
Heute, 2024, sind wir tausende Kilometer weiter. Gesichter werden nicht nur sehr zuverlässig erkannt, sondern die Kameras neuester Generation lassen es zu, Gesichter in der Kamera zu speichern und ihnen eine Priorität zu geben.
Beispiel: Hochzeit
Stellen wir uns vor, wir wären ein Hochzeitsfotograf. Unsere Auftraggeber sind Braut und Bräutigam. Für sie die wichtigsten Menschen sind vermutlich ihre Eltern, ihre Trauzeugen, ihre Geschwister.
Moderne Kameras können auf der Platine Portraits dieser „wichtigsten“ Personen speichern und in eine Reihenfolge bringen. Und das macht Sinn: Denn wenn ein Trauzeuge, die Braut und fünf andere Gäste im Sucher der Kamera zu sehen sind, dann ist es vermutlich so, dass es Braut und Bräutigam (Auftraggeber) am meisten freut, wenn die Braut die Person ist, die knackescharf abgebildet wird. Sind zwei Trauzeugen auf dem Motiv und 15 andere Personen, so ist es wahrscheinlich, dass die Schärfe auf den Trauzeugen liegen soll.
Kameras, wie die neue Canon EOS R1 tun dies auf Knopfdruck und lassen dennoch die Freiheit, spontan den Fokus auf eine andere Person zu legen. Und das beste ist: Ist die Hochzeit vorbei und das nächste Firmenevent steht auf der Agenda, löscht man die Portraits zur Priorisierung des Autofokus einfach und legt neue Portraits in der Kamera ab, die für den nächsten Tag die Priorität vorgeben.
Adaptieren und Lernen
Die Kameraindustrie kann zu Recht als Vorreiter in der praktischen Nutzung von KI-Modellen eingesetzt werden. Wir können aus ihr Lernen und zum Beispiel im Portfolio Management typische Checks, die vor einer Anlageentscheidung stets durchgeführt werden, in Übernachtläufe verschieben und diese auch bewerten. Wir können sie in eine Reihenfolge bringen und mit Alertingsystemen kombinieren. Zum Schutz der Kunden, zur Absicherung der Portfolien und auch zur Einhaltung der Anlagevorschriften oder Maximalwerte einer Assetklasse, wenn sich der Markt mal wieder schneller bewegt, als erwartet.
Über den Tellerrand hinausschauen
Es ist Teil unserer DNA beim project office 4 finance, stets über den Tellerrand hinauszuschauen. Was wir hier exemplarisch am Beispiel einer Kamera skizziert haben, lässt sich auch in anderen Branchen beobachten und auf die Finanzdienstleistungsbranche übertragen. Das adaptive Fernlicht in modernen Autos, das mit jedem Softwareupdate ein bisschen besser wird und nun auch Warnschilder extra „anblinkt“, damit sie nicht übersehen werden, ist ein solches Beispiel. Warum sollte eine Portfoliomanagement-Software nicht vor dem Erreichen einer Barriere warnen, bevor sie gerissen ist? Die Warnung könnte bei weiter Entfernung leicht sein und je näher man an sie herankommt, auffälliger „blinken“…