Liest man heute etwas höher dotierte Stellenanzeigen, so werden vor allem Menschen gesucht, die Veränderungsprozesse begleiten, sie lenken oder ihnen wichtige Impulse liefern.
Vor allem auf Seiten klassischer Unternehmensberater wimmelt es an Stellengesuchen. Junge Menschen, gutes Studium, möglichst Auslandserfahrung und idealerweise drei Jahre Praxiserfahrung in einer der großen Branchen.
Doch auch die Unternehmen selbst suchen den Head of Business Development oder den Projektleiter im Bereich Business Transformation.
Nehmen wir die Begriffe mal auseinander. Als Head of sollte die Person ja wissen, wo die Reise hingeht. Das ist manchmal schwer vorstellbar, wenn man sich anschaut, welche weltweit bekannten Unternehmen solche Stellen besetzen wollen und welch geringe Branchenerfahrung sie aber im Gegenzug beim Bewerber erwarten.
Auch Business Development hat einen „komischen Geschmack“. Was sollen diese Menschen tun? „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“, fällt uns dazu als passendes Zitat ein.
Haben die Verfasser einer solchen Stellenanzeige „den Auftrag von ganz oben“, wollen den Auftraggeber nicht enttäuschen, aber auch niemanden einstellen, der/die sie aus der Komfortzone herausholt?
Business Transformation klingt da schon ehrlicher. Es klingt wie „wir haben erkannt, dass wir vor massiven Veränderungen stehen, sind schon mit kleinen Projekten gescheitert und brauchen nun jemanden von außen, der uns hilft“.
Löblich ist die Selbsterkenntnis (wenn es denn eben solche ist – und nicht die teure Meinung eines Strategieberaterpapiers). Und doch löst eine solche Stellenbeschreibung irgendwie Beklemmung aus.
Wie soll denn bitte ein einzelner Mensch (der nie Vorstandsfunktion hat und nur selten direkt an Vorstand oder Geschäftsführung berichtet) Heerscharen an Mitarbeitern und Führungskräfte, die verhaftet sind in Standardprozessen und Hierarchien, transformieren?
Man stecke diesen Bewerber in ein Einzelbüro und lade ihn zur Berriebsratssitzung ein, damit er die wahren Probleme schnell erkennen kann?
Vorsicht: Auch der beste Transformator braucht eine Plattform. Er/sie braucht Gleichgesinnte; Veränderungswillige.
Und ganz schnell wird der Bewerber auf die Unternehmenskultur stoßen, die in keiner Stellenanzeige, auf keinem Mission Statement oder einer Mitarbeiterzeitung lesen kann. Die Unternehmenskultur ist für Transformation von zentraler Bedeutung. Das wissen wir spätestens seit der Fusion von Daimler und Chrysler. Die Fusion ist nicht gescheitert, weil die Autos nicht kompatibel gewesen wären oder weil man doch keine Skaleneffekte identifizieren konnte. Die Fusion ist an zwei unterschiedlichen Kulturen gescheitert. Und an mangelnder Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter. Das beste Beispiel: Trotz höchst attraktiver Pakete wollte nahezu kein Mitarbeiter aus dem Rheinland nach Berlin umziehen. Und ganz selbstverständlich: Natürlich stand es vom ersten Tag an unbeirrbar fest, dass Berlin der Standort sein muss, an dem der Sitz von DaimlerChrysler sein muss.
Warum eigentlich? Wo funktioniert Veränderung denn am Besten? Dort, wo alles wie immer läuft? Dort, wo alle das tun, was man schon seit 20 Jahren immer so getan hat?
Manch ein Bussiness Developer kann einem echt Leid tun. Wird eingestellt für Neues – und sobald das erste Projekt zu scheitern droht (nicht an mangelndem Willen oder an fehlenden Skills, sondern am Widerstand derjenigen Mitarbeiter, die bestens wissen, warum etwas NICHT geht und dem Projekt stetig neue Steine in den Weg legt), ändert sich das Stellenprofil heimlich und sukzessive in „Behebung von Altproblemen“ oder „Prozessoptimierung“.
Veränderung funktioniert leider nicht, in dem man nichts hinterfragt! Der Lautsprecherhersteller, der mal „ganz was Innovatives“ entwickeln will, wird die Idee schon im Keim ersticken, wenn er vorgibt, dass es goldene Lautsprecherkabelanschlüsse, einen Hochtöner, einen Mitteltöner und mindestens einen Bass geben muss. Wo bleibt da die Innovation? Oder noch besser: Wo bleibt da der Raum für Innovation? Nur im Design?
Ok, es gibt revolutionäres Design. Keine Frage. Aber Produkte mit tollem Design floppen regelmäßig, wenn die Hülle Modernität verspricht, aber der Inhalt einfach alt und überholt ist. Seat hat das versucht, in dem sie einen alten Audi A4 (inkl. für den A4 entwickelter Werkzeuge und Maschinen) mit nur geringfügigen optischen Anpassungen unter der Marke Seat weitergebaut haben. Mag für manche Ostblockstaaten funktionieren. Hat im Heimatland von Audi jedenfalls nicht funktioniert – und die Frage, ob diese Kopie dem Image der Marken Audi und Seat mehr geschadet hat, als es Nutzen brachte, wird wohl (absichtlich) immer Betriebsgeheimnis bleiben.
MP3 ist nicht entstanden, weil ein Schallplattenhersteller festgestellt hat, dass Vinyl den besseren Klang hat. Das Smartphone ist nicht erfunden worden, weil Nokia Weltmarktführer in der Herstellung von Mobiltelefonen ist. Youtube ist nicht entstanden, weil Videotheken von einem Umsatzrekord zum nächsten gesprungen sind.
Und: Quantensprünge (also nicht Business Development, sondern echtes Business Transformation) ist selten in alten Hallen oder einem Headquarter gelungen.
Die Erfolgsformel für Neues liegt vielfach auf der Hand: Nämlich beim tatsächlichen Kundenbedarf!
Kürzlich wurde die gesetzliche Regelung für die Beleuchtung von Fahrrädern angepasst. Welche Freude! – Ähhhh, wie lächerlich!
Mehr als 25 Jahre schon gibt es batteriebetriebene Fahrradlampen. Seit mindestens 15 Jahren gibt es diese Lampen mit höherer Lichtausbeute (und damit besserer Sichtbarkeit des Radlers) und über Jahre hinweg waren sie verboten. Ja, sogar die Hersteller waren gezwungen, die tradierte 6 Volt-Standardspannung einzuhalten… da wird Innovation ausgebremst!
Veränderung braucht jedoch Raum. Wir von po4f.com sind der Meinung, dass es anderer Raum sein muss. Und es müssen andere Menschen sein. Mehrere! Auch Branchenfremde!
Lassen Sie sich inspirieren. Ihr Business kann nur profitieren. Denn viele Unternehmen hinken hinterher. Dem Kunden hinterher. Und so steigt der Abstand… und damit die Wechselbereutschaft treuer Kunden… Ihrer Kunden!